Marta Fox

 

 

für Zukow Opalski, den Regisseur des

Stücks "Sexuelle Bösartigkeiten"

 

Es ist einfach undenkbar, daß du mich

nie lieben wirst,

nie glaube ich das, denn dieser Glaube

würde die Frau in mir töten,

die Frau, die ich eben entdeckt habe

und zu mögen beginne

der ich das geben will, was sie verlangt

Sag also nie, daß du dich nie verlieben wirst

denn du zwingst mich zu Theaterstückchen

wie ich sie in den Spitzenstrumpfbändern meiner Oma gesehen habe

Also, einigen wir uns: zuerst bin ich

Katharina die Große

und dich verwandle ich in Stanislaw August

du wirst stundenlang vor den verschlossenen

Türen meines Schlafzimmers stehen

die Götter um Nachsicht bitten für deine Dummheit

und deine maßlose Zunge

und meinen Rocksaum küssen und meinen kleinen Fuß

(vielleicht in schwarzen Pantöffelchen)

und wenn du endlich bereit bist

alle deine Lügen über mich zu widerrufen

hebe ich meinen Rock so hoch

daß du das Wort "nie" aus deinem Kopf streichen wirst

und später gehst du aus meinem Schlafzimmer

mit dir das Gewicht meiner Brust und die Glut meiner Schultern

dadurch wirst du

August der Starke

und deine Kleidung platzt aus allen Nähten

allein durch den Gedanken an meinen kleinen Fuß

der unter meinem Kleid hervorlugt

(vielleicht in schwarzen Pantöffelchen)

 

Nachdichtung: Tina Stroheker, Dieter Kalka

Auf keinem ihrer Lyrik- und Prosabände von Marta fand ich biografische Angaben wie Geburtsjahr oder andere Geheimnisse. Ich weiß jedoch, daß sie Lehrerin war, bevor sie anfing, von ihren Publikationen zu leben. Und, soweit sie nicht umgezogen ist, lebt sie in Katowice. Sie schreibt Lyrik und Kinderbücher, ist eine durchaus gefragte Jugendbuchautorin. Von wird 2000 ein Buch von ihr in deutscher Sprache erscheinen, schrieb sie mir auf einer Karte.

Ich lernte sie auf dem deutsch-polnischen Poetendampfer 1996 kennen. Sie bewohnte mit Tina Stroheker eine winzige Kajüte und ich mit Marek Sniecinski. Wir taten uns zusammen zum "Literarischen Bett" und übersetzten gegenseitig unsere Texte. Ein Jahr später trafen wir uns dann auf Tinas Initiative in Ochsenwang in der Möricke-Gedenkstätte zu einer Arbeitswoche.

 

 

 

 

 

 

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