DIE KRACH - BUMM - PENG - THERAPIE

Zu mir kam C., ein dreijähriger Junge, der sprach ungefähr 30 Worte und über die Hälfte davon war in einer Sprache, die nur er und seine Mutti verstanden. Das war sehr sehr wenig. Zu allem eß- und trinkbarem sagte er nur: Etn. Wir haben viele Bilder zusammen angeschaut, viele Tiere, Autos, Häuser und ich habe ihm erklärt, wozu die Dinge da sind, wie sie heißen und oft hat er mich gefragt: Warum. Er verwechselte die Farben, konnte nicht bis vier zählen, aber ich erklärte ihm die Dinge immer wieder: Der Tisch ist aus ... Die Wand ist aus... Die Bahn fährt hoch und wieder ... Heute erklärt er mir alles. Er spricht lange Sätze, mehrere hintereinander. Ich fragte letztens, ob sein Haus ein Fenster hat. Natürlich, sagte er. Das hat sogar zwei. Zwei Fenster? Nein. Jedes Zimmer hat ein Fenster. Und dann fragte ich, wo die Dinge sind wie Toilette und Wasser. Natürlich wußte er das. Aber er mußte überlegen, als ich ihn fragte, ob er denn die Vögel vorm Fenster auch auf Toilette gehen läßt. Und ob sie sich auch im Bad waschen. Die waschen sich im Fluß, sagte er. Aber wozu brauchst du dann ein Bad, wenn du dich auch im Fluß waschen kannst? Eine ganze Stunde habe ich die Welt auf den Kopf gestellt und er mußte sie wieder gerade rücken und mir erklären, wie das zusammenhängt. Er hat das prima gemacht. Durch ihn, der anfangs immer brav neben mir saß, bin ich auf eine Idee gekommen. Ich habe es bei einem anderen Jungen gesehen und erinnere mich, daß ich sowas auch gemacht habe. Der andere Junge zeigte mir seine Comics und erklärte mir, was da passiert. Die dramatischen Szenen begleitete er mit Ausbrüchen wie Krach, Bumm, Peng, Krzzz. Die Reihe dieser nicht im Duden verzeichneten, aber für Kinder äußerst wichtigen Begriffe, ist endlos. Es würde einen zweiten Duden füllen, den man Tuten nennen sollte, um das auseinanderzuhalten Mit dem inzwischen vierjährigen C. probierte ich diese „Krach-Bumm-Peng-Therapie“ zuerst aus. Es gab so viel an neuen Worten wie „Krrrrrrrz“, wenn die Eisenbahn bremst oder „Pfrpfrpfr“, wenn das Flugzeug den Motor anläßt. Daher habe ich alle klassischen logopädischen Methoden außen vor gelassen, denn Krach-Bumm-Peng war viel wirkungsvoller. In diesem Fall. Außerdem (nach Nebenwirkungen fragen Sie bitte ihren Kinderarzt oder Apotheker) hatte C. dadurch einen eigenen Willen bekommen und ich hörte das erste mal einen Widerspruch und ein „Nein“. Aber genau das ist für die Entwicklung eines Kindes und der Sprache mindestens genau so wichtig wie das „Ja“.

 

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