HANS
HÄUßLER
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HÄUßLER
Poetendampferkapitän
HANS
HÄUßLER

Hans auf dem Poetendampfer. Sein Element.
HANS
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Hans
Häußler war der Skipper des deutsch-polnischen
Poetendampfers und
dort lernte ich ihn 1995 auch kennen.
Ich
schrieb Bereska einfach einen Brief (der hing da mit drin und seine
Adresse hatte ich herausbekommen), dass ich vorbeikomme und
dafür
mein „Schifferklavier“ mitbringe.
Ich
meinte, zu einer Schiffsreise wäre das unabdingbar –
also sei ich
ebenfalls unabdinglich.
Das hat
soweit geklappt. Nur war das Schifferklavier aber kein Klavier, auch
kein Akkordeon, sondern ein echtes Erzgebirgs-Bandoneon von Alfred
Arnold. So eins, was die Argentinier heute noch am allerliebsten
spielen.
Da mich
Hans gut leiden konnte (oder vielleicht auch „nur“
das
Bandoneon), bin ich dann immer mal wieder mitgefahren auf diesem
Poetendampfer und lernte dann auch meine spätere Frau
Agnieszka
dort kennen.
Hans
hatte dann das Poster zur Hochzeit gemalt, auf dem alle
unterschrieben haben.

Das Poster zur Poetenhochzeit. Ein Werk von Hans.
Hans
war ein echter Skipper, auch wenn er nie am Steuerrad saß.
Aber er
führte auf seine poetische Art ein Kommando und erbat Lesungen
und
Singungen oder inspirierte, unter anderem zu unserem
literarischen Bett.
In
welcher Schubkarre er die jeweils hundert Riesen für den
Dampfer
aufgetrieben hatte, ist sein Rätsel und darüber hat
er auch nie
gesprochen.
Wenn er
übermütig wurde oder auch melancholisch,
erzählte er über seine
Zeit als Boxer. Eher in Andeutungen. Und nicht das ewige Gefasel von
Siegen und Niederlagen.
Auch
von seinen politischen Kabaretts. Von Mut und der großen
Klappe.
HANS
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Hans ausnahmsweise mal nicht auf dem Wasser.
HANS
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Einmal
sind Hans und Sigrid in meinem überaus klapprigen Citroen BX14
zum
Hörspieltreffen nach Rust mitgefahren. Auf der Hinfahrt,
weigerte er
sich an der österreischichen Grenze (die gab es damals noch),
seinen
Pass zu zeigen. Sigrid ahnte, was passieren wird und nahm ihn
Maß.
Aber,
so als wäre der durchaus füllige Hans unsichtbar,
zählte ihn der
Grenzer einfach nicht mit.
Und
ließ uns passieren.
Auf der
Rückfahrt saß ich mit ihm hinten und wir hatten eine
Flasche Ruster
Weißwein geköpft.
Er
erzählte von Braunau, der Grenzstadt, wo der
schnauzbärtige
Österreicher herkam und dann tankten wir dort. Hans besorgte
auch
uns noch Nachschub für den Rücksitz und ich war wie
verzaubert und
mir war, als atme ich die Schwebeteilchen der Geschichte vor Ort.
Als ich
zu Hause auf die Karte schaute, begriff ich: Wir konnten gar nicht
über
Braunau gefahren sein.
Hans
hatte mir etwas vorgeflunkert.
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Hans im Atelier.
Farben haben etwas Erdiges.
Er liebte das pralle Leben und was dazugehört.
HANS
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Nun ist
das so, dass diejenigen, welche gute Reden schwingen und Pläne
machen, meist auch die Orden angehängt bekommen.
Hans
hatte die Arbeit in Brandenburg gemacht zum sogenannten
„Polenplan“
des VS
(so wie ich den Job für Sachsen inne hatte).
Einen
Orden hat er nicht bekommen.
Ich
auch nicht.
Zu
seiner Beerdigung hatte sich von polnischer Seite kein Offizieller
sehen lassen.
Das
ließe tief blicken.
HANS
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Eins seiner Gemälde. Derzeit in meinem Besitz.
HANS
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Von
seinen über 60 Hörspielen wird immerhin immer mal
wieder was
gesendet.
HANS
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HANS
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Lieber Dieter,
das ist überhaupt
nicht einfach, habe nicht viel an Unterlagen. Das meiste hat er
erzählt und da ist auch nicht sicher, was davon
Realität ist, was
geträumt, was erinnert oder einfach nacherzählt. Er
hat mal gesagt,
dass er selber nicht weiß, was von dem, was er
erzählt, er wirklich
erlebt hat. Er war halt ein großer Erzähler. Auch weiß
ich nicht,
welche Rolle er wirklich bei all den Projekten, an denen er als
Mitglied des Vorstands der Schriftstellerverbände beteiligt
war,
wirklich gespielt hat.
Seine Fähigkeit,
Visionen zu halten, haben ihn nicht zu einem großen
Organisator
gemacht. Ich kann Dir fast keine zeitlichen Daten nennen. Der
Poetendampfer wird Erich Loest zugeschrieben.
Da ich immer nur am
Rand dabei war, weiß ich auch nicht, was in den
Verbänden
besprochen wurde und wer wirklich das Sagen hatte. Manches Mal hat er
die Arbeit mehr behindert als gefördert, weil er nicht
zufrieden war
mit dem, was dann von anderen organisiert wurde.

Sigrid und Hans.
Sigrid und Hans.
Es muss eine Liste
seiner Hörspiele geben. Wann er wo war, vor meiner Zeit,
weiß ich
auch nicht mit Datum. Da war er sehr nachlässig. Seine erste
Frau
hat ihn immer gedrängt, seine Geschichte aufzuschreiben, das
war
aber nicht sein Ding. Das meiste seiner schriftlichen Unterlagen ist
bei seinem Sohn in Bielefeld. Vieles hat er auch vor seinem Tod
vernichtet.
Brief
von Sigrid Häußler
Oktober
2015
HANS
HÄUßLER

Nachruf von Horst Borsetzky.
Wikipedia