HENRYK BERESKA
Mein Großvater
trug einen weißen Schnauzer
und hatte eine kantige Glatze.
Klein war er, gedrungen
und kräftig wie die Wisente
von Pszczyna. Zur Schicht
nahm er einen Flachmann,
stemmte als Häuer was weg
und trank hinterher beim Danziger
im Kiez Wilhelmina zwischen
Janow und Helgoland,
zwischen Fördertürmen und Halden -
den fälligen halben Liter.
Spät tappte er heim und singend,
zwölf Jungs warteten auf die Mahlzeit
und das Erwachsensein: das vierzehnte Lebensjahr -
reif für Untertage.
Vor Kaiser Wilhelm fiel Großvater
bei einer Parade vom Pferd -
war nur an Grubenpferde gewöhnt.
Altgeworden schaukelte er zur Lehmkuhle,
neben dem Friedhof zu Nikisch,
dem pyramidenpappelumsäumten,
mit einer Ziege, die keine Milch gab,
und einer Angel, die Fische ablehnte,
und einer Buddel, die hielt, was sie versprach.
Er fluchte auf polnisch und deutsch, krähte:
Pieronje, zum Donner und Psiakrew.
Zärtlich war er zu mir: Er quetschte mir
lächelnd die Hand, zerrte an meinem Ohr,
ließ mich den Ofen lieb haben, der glühte,
und malte Männlein mit sichelförmigen Schnapsnasen.
Seine Söhne waren kleine Bären
und zeigten fröhlich vom Ochsendziemer die Narben.
Er starb eines natürlichen Todes um die Achtzig.
Eine Bergmannskapelle brachte ihn zum Friedhof in Nikisch.
Die Pappeln raunten verhalten, der Tümpel trug Trauer,
die zwei Söhne besoffen sich mächtig. Der Danziger spendierte
kein Freibier: Er schwebte über Treblinka als Asche.