MAREK WOJDYLO
Diese Erdkugel verödet, Satansretorten und schwarzer Rauch vermischten die Sprachen der Leute. Geschichte gibt es schon nicht mehr, nur den Segensspruch der Tauben über der launischen Linie der Dächer, bewachsene Pfade tatarischer Pferde, Klostergärten hinter weißen Lattenzäunen. Die Toten, vor Jahrzehnten gestorben, kehren zurück, trinken weiterhin Kaffee im glitschigen Innenraum der Armenkneipen, schweigen über Niniwe, und junge Frauen schlagen sich vor Lachen auf die Schenkel. Die Körper kleben sehnsuchtsvoll aneinander auf dem roten Schild der Sonne.
Deutsch von Jakub Malukow Danecki Marek kam zu unserem deutsch-polnischen Poesiefestival "wortlust" nach Leipzig. Als wir später zu einer Lesung mit ihm im Auto von Krakau nach Auschwitz fuhren, fragte ein Berliner Kollege beständig, wie man in Auschwitz leben könne. Marek meinte, er wohne schon immer in Oswiecim (wie der Ort auf Polnisch genannt wird) - solle er deswegen umziehen? Marek wurde 1958 geboren und arbeitet als Gymnasiallehrer. Er ist kein Vielschreiber und eher bescheiden. Seinen ersten Gedichtband publizierte er unter Pseudonym - und erhielt dafür Preis. Er gehört zu den wichtigen jüngeren polnischen Lyrikern - ist in der Jahrhundert-Auswahl von Karl Dedecius vertreten. Neben Publikationen im "Lubliner Lift" sind Texte im Ostragehege, im Muschelhaufen und anderswo veröffentlicht.
Anna Janko - Maciej Cislo - Krzysztof Koehler - Ewa Sonnenberg - Jakub Malukow Danecki - Urszula Benka - Janusz Styczen - Marek Wojdylo - Bohdan Zadura - Henryk Bereska - Ludmila Marjanska - Alekzander Rozenfeld - Urszula Gierszon - Zbigniew Dmitroca - Marta Fox - Waclaw Oszajca - Rafal Wojaczek - Waldemar Dras - Dominik Opolski PortalPolen Lyrik |