Die Probleme der Kirche mit den Medien und der Pressefreiheit Die katholische Kirche entwickelte eine Pressedoktrin, in der sie alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens für darstellenswert hält. Nachdem sie bis 1980 kaum Medienzugang besaß, wurde danach die Heilige Messe im Rundfunk übertragen und 1991 ein privilegierter Zugang zu Sendefrequenzen im Fernmeldegesetz festgeschrieben. Die polnischen Bischöfe fanden in der Presse "in offener Weise die Galubenswahrheiten und die moralischen Normen lächerlich" gemacht. "Sie werden auch von vielen Gläubigen als Sakrileg empfunden." (S. 68, Zitat aus Gazeta Wyborcza, 25.6.91). Die Kirche hat seitdem viele Priester zum Journalismus-Studium geschickt, auch um zu lernen, "mit den Medien zu koexistieren" (S. 67, aus Tygodnik Powszechny, 3.10.93). |
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Voraussetzung
für die Vergabe von Sendelizenzen auch für private
Medien sollte laut einem Brief der Bischofskonferenz von
1992 ans Parlament die Respektierung christlicher Werte
sein. Daraufhin entstand ein katholischer Hörerverein,
der eisern über die Medien wacht. Die Mediendoktrin des
Papstes Johannes Paul II. wird jedoch selbst von den
katholischen Medien unterschiedlich ausgelegt - von
Niedziela als Mittel zur Evangelisierung bis zu Tygodnik
Powszechny und Wiez, die Pluralismus und Toleranz
pflegen. Nach meinen Erfahrungen ist die Kirche in den polnischen Medien in Vergleich zur Kirche in deutschen Medien überdurchschnittlich häufig vertreten. Während des Papstbesuches '99 gab es keine Rundfunkanstalt, die nicht zwischen jedem Musiktitel einen Wortbeitrag zum Thema brachte. Jeden Sonntag wird im 1. Programm die vom Papst gelesene Messe direkt übertragen. Es existieren eine Unzahl katholischer Zeitungen und Zeitschriften. Die Häufung, mit der man ständig mit dem Katholizismus in den Medien konfrontiert wird, ist schon penetrant.
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Zum Foto: Szenenapplaus vor allem der polnischen Zuschauer erhielt die Szene, als der Papst in einer Sänfte hereingetragen wurde, die sich dann als Toilette entpuppte. Aus dem Stück über die Reformation der finnischen Theatergruppe. Aufgenommen zum Internationalen Straßentheaterfestival Krakau 2000.
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Nord- und Osteueropa-Infothek, Land Polen. Ein Projekt des Vereines DRUG e.V. Leipzig. Projektiert und programmiert von Dieter Kalka, Homepage http://free.art.pl/kalka |