POLNISCHE BÜRGER UND EINRICHTUNGEN IN LEIPZIG

 

Überblick: DAS POLNISCHE INSTITUT LEIPZIG / KULTURVEREINE / LITERATURAUSTAUSCH / BILDUNGSREISEN NACH POLEN / PROJEKTE LEIPZIGER VEREINE

Fußnoten am Ende des Textes

 

Nach Informationen aus dem Polnischen Institut Leipzig schätzt man die in Leipzig lebenden Polen auf 5000. Neben einer Kirche in Plagwitz mit Gemeinde und Priester gibt es zahlreiche Einrichtungen und Vereine. Dabei soll das polnische Konsulat mit eigener Wirtscvhaftsabteilung zuerst genannt werden.

 

DAS POLNISCHE INSTITUT LEIPZIG

Seit 30 Jahren ist das Polnische Institut in Leipzig - aktiv mit Veranstaltungen (Filmvorführungen, Ausstellungen, Jazz, Klassik - vor allem Chopinkonzerte in Zusammenarbeit mit der Neuen Leipziger Chopin-Gesellschaft, Literatur) und Diskussionforen tätig. Die Bibliothek (12.000 entleihbare Titel) sowie die Galerie des Institutes haben von Dienstag bis Freitag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Dort erhält man neben Literatur in Polnischer Sprache auch die wichtigsten Werke in Übersetzung, vor allem der Polnischen Bibliothek im Suhrkamp-Verlag und in der DDR erschienene polnische Literatur. Direktorin des Institutes ist Joanna Kiliszek. Bibliothekar ist Bernd Karwen (2). Wer das Veranstaltungsprogramm zugeschickt haben möchte, kann bei der Institutssekretärin Frau Kern seine Adresse hinterlassen. Sprachkurse werden für Anfänger, Fortgeschrittene und Kinder angeboten. Das Polnische Institut bemüht sich seitdem die neue Direktorin in Leipzig das Institut übernahm und seit ihrem Umzug vornehmlich, auch jüngere Leute für die polnische Kunst und Kultur zu interessieren. Es gibt in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Jazzklub regelmäßig Jazz-Konzerte sowie Ausstellungen moderner polnischer Kunst.

Weitere Polnische Institute sind in Berlin (3) und Düsseldorf (4) ansässig.

KULTURVEREINE

Die deutsch-polnische Gesellschaft Sachsen e.V. hat zwar ihren Sitz in Dresden (5), jedoch ist sie in Leipzig recht aktiv, was vor allem durch Aktivitäten der Stellvertreterin Frau Maria Diersch (6) zustande kommt. Konzertbesuche, Weihnachts- und Faschingsfeiern, Reisen nach Polen u.ä. gehören zum Vereinsleben. Mitglieder sind nicht nur in Sachsen lebende Polen, sondern auch Polenfans und Interessierte. Durch die Gesellschaft wurde auch ein Jugendaustauschprojekt (7) ins Leben gerufen.

Nebenbei bemerkt existiert eine solche Deutsch-Polnische Gesellschaft in jedem Bundesland. Von der Bundesgeschäftsstelle (8) wird die deutsch-polnische Zeitschrift DIALOG (9) 3 - 4 mal jährlich herausgegeben (kostenlos erhältlich u.a. im Polnischen Institut). In jeder Nummer sind am Ende die Adressen aller Deutsch-Polnischen Gesellschaften aufgelistet.

Daneben gibt es bundesweit die Vereine der POLONIA, Vorsitzende in Sachsen ist Frau Dr. Rudolph. (10)

An der Leipziger Universität, das wurde mehrfach in Diskussionsforen bemängelt, ist die Polonistik als Teil der Slawistik recht schwach vertreten. Die Societas Jablonoviana e.V. (11) widmet sich wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen vor allem der Sachsen mit Polen. Sie geht auf eine Gründung von 1774 zurück und wurde 1978 in der DDR wiedergegründet.

Das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. wurde erst 1996 ins Leben gerufen (12). Von ihr werden auch verschiedene Publikationen (13) herausgegeben.

LITERATURAUSTAUSCH

Durch den Verband deutscher Schriftsteller, Landesverband Sachsen, dem Leipziger Literarischen Herbst, dem Sächsischen Literaturfrühling und anderen Aktivitäten konnten (zuerst innerhalb des "Polenplanes" von Erich Loest) ab 1995 regelmäßig polnische Schriftsteller zu Lesungen nach Leipzig eingeladen werden. Leider ist das im Zusammenhang mit Theatergruppen bisher kaum möglich gewesen - sicher aus finanziellen Gründen, obwohl das polnische Theater (vor allem die "freie Szene") Hervorragendes und für deutsche Zuschauer Ungewöhnliches bietet. 1995 fand das Deutsch-Polnische Poesiefestival "wortlust" statt, 1997 das Deutsch-Polnische Poesiefestival "Dialog" in Lublin (14). Eine innerhalb des Projektes geplante Anthologie erschien zur Leipziger Buchmesse 1999 unter dem Titel "Lubliner Lift" zweisprachig im Verlag DIE SCHEUNE Dresden und TEST Lublin (15).

Innerhalb des Projektes entstanden eine größere Anzahl von Nachdichtungen, die u.a. in verschiedenen Ausgaben der sächsischen Literaturzeitschrift "Ostragehege" publiziert wurden, aber ebenso im Muschelhaufen/Viersen, WIR/Berlin. Übersetzungen deutscher Teilnehmer wurden in Polen publiziert, u.a. in "Akcent" 3-4/95 und in "Czas kultury"/Poznan.

Die Leipziger Buchmesse bietet jährlich polnischen Schriftstellern und Publizisten ein Podium. Während des Themenschwerpunktes "Polen" zur Buchmesse 1996 waren wichtige polnische Autoren in Leipzig, so unter anderem Uszula Kosiol, Ludmila Marjañska, Bronislaw Maj, Hanna Krall, Zagajewski,

Weiterhin zu Gast in der Messestadt waren Bohdan Zadura (Pulawy), Ewa Mazur, Krzysztof Paczuski, Boguslaw Wróblewski, Dominik Opolski (alle Lublin), Waclaw Oszajca, Anna Janko (Warszawa), Krzysztof Koehler, Katarzyna Nalepa, J. Kornhauser (alle Krakau), Rudnicki (Hamburg), Natasza Goerke (Hamburg), Marek Wojdylo (Auschwitz) u.a.

Neben den Aktivitäten in Leipzig werden alle zwei Jahre die deutsch-polnischen Literaturtage in Dresden durchgeführt (organisiert von der ASSO und dem Literaturbüro).

Die Fähre e.V. (Übersetzerverein) organisiert regelmäßig Lesungen ausländischer Autoren und ihrer Übersetzer - polnische Schriftsteller sind (wohl, weil andere Veranstalter diese Lücke ausgefüllt haben) bisher kaum eingeladen worden.

Leipzig ist, obwohl man das kaum bemerkt, die Partnerstadt von Krakau. Es gibt einen vom Referat für Internationale Beziehungen initiierten Austausch, der sporadisch ist. Im Herbst 1995 gab es eine breitere Präsentation Krakauer Künstler in Leipzig. Aufgrund der finanziellen Unterstützung des Referates konnten zum Deutsch-Polnischen Poesiefestival zwei Krakauer Schriftsteller eingeladen werden.

In Leipzig leben zwei polnische Autoren: der Dichter Jakub Malukow Danecki und die Märchenautorin Agnieszka Haupe. Publikationen sind im Ostragehege zu finden. Zu den literarischen Aktivitäten gehören weiterhin Texte über Polen, die durch die stattgefundenen Begegnungen angeregt waren, unter anderem ein langes Poem von Radjo Monk, nachdem auch die bereits erwähnte Anthologie benannt ist: Lubliner Lift (16). Desweiteren das Hörspiel "Spiegelbilder zweier Sprachen" von Agnieszka Haupe und mir, in dem die Autoren jeweils über ihre Eindrücke aus dem anderen Land berichten. Agnieszka Haupe und ich bereiten ebenfalls ein literarisches Projekt mit polnischen und deutschen Kindern vor.

Während der Dokumentar- und Kurzfilmwoche wurden auch im letzten Jahr eine Reihe polnischer Filme gezeigt.

BILDUNGSREISEN NACH POLEN

Neben Vereinen wie dem Europa-Haus, die sich sporadisch mit polnischen Themen befassen und dem OSTEUROPA-Kontakt, bemüht sich die Deutsche Gesellschaft Sachsen e.V. (17) seit Jahren um Austausch und hat jährlich mehrere Bildungsreisen zu verschiedenen Themen im Angebot. Wirtschaftsreisen für Unternehmer (u.a. mit einem Kurzbesuch von Königsberg), Reisen nach Lublin für Deutschlehrer, Studentenreisen in die Masuren, das bereits erwähnte Poesiefestival in Lublin (1997), eine Bildungsreise nach Galizien (mit Besuch von Krakau und Lemberg), desweiteren Organisation von Kongressen zur Zusammenarbeit polnischer und deutscher Ärzte in Görlitz und Polen. Dazu eine Reise für deutsche Unternehmer der Metallbranche (ein Dresdner Unternehmer kam mit einem fertigen Vertrag in der Tasche nach Hause), sowie eine Wirtschaftsreise nach Südostpolen und Lemberg, auf der der Ost-West-Verein Torgau zur Förderung der Wirtschaftskontakte Partner in Rzeszów gefunden hat. Außerdem eine Reise mit Denkmalpflegern nach Südostpolen (Krakau, Rzeszów, Premyœl, Bieszczaden und Lemberg).

Bei Fahrten, die von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit unterstützt werden, sind die finanziellen Beiträge der Teilnehmer (für eine Woche je nach Fahrt 250 - 300 DM, für Studentenreisen 200 DM, Hotel, Vollverpflegung, Fahrtkosten, Eintritte in Museen etc. inclusive) eher symbolisch. Da diese Fahrten als Bildungsreisen anerkannt werden, ist es u.U. möglich, sich vom Arbeitgeber freistellen zu lassen, auch wenn die Gesetzeslage in Sachsen (im Gegensatz zu Brandenburg) dies nicht ausdrücklich vorsieht.

Veranstaltungen in Polen im ersten Halbjahr 1999 sind ein deutsch-polnischer Jugendaustausch in der Tatra, eine Reise nach Zakopane zum Thema Dialog zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen für Toleranz im vereinten Europa, eine 5-Tagesfahrt nach Lublin zum Thema Deutsch-polnische Geschichte als Grundlage für einen gemeinsamen Weg in ein vereintes Europa, in Bialogard ein Computerworkshop: Deutsch-polnischer Dialog im Internet, desweiteren in Belchatow ein deutsch-polnischer Erfahrungsaustausch zur Umstrukturierung und Folgenutzung von ehemaligen Bergbaustandorten, in Krakau zum Thema Förderung der deutsch-polnischen Wissenschaftskooperation am Beispiel der Universität Leipzig und der Jagielonnen Universität Krakau, in Danzig und Allenstein zum Thema Deutsch als Fremdsprache, nach Allenstein und Vilnius "Auf den Spuren der gemeinsamen deutsch-polnischen und litauischen Geschichte im ehemaligen Ostpreußen und im Baltikum" und eine Fahrt über Lublin, Lódz und Krakau zu "Jüdische Orte in Mitteleuropa - erinnern, gedenken, bewahren."

PROJEKTE LEIPZIGER VEREINE

Eine weitere Aktivität Leipziger Vereine ist die Veranstaltungsreihe "Ostwind", die von Jens-Paul Wollenberg ins Leben gerufen wurde und im Kulturhaus "Nato" einen Partner gefunden hat. Wollenberg lädt Musiker aus Osteuropa ein und ist seinerzeit extra nach Krakau gefahren, um den von ihn verehrten Liedermacher Marek Grechuta um ein Konzert zu bitten (Grechutas eingängige Melodien wurden u.a. auch von Gerhard Schöne gesungen). Grechuta hatte sich aber gerade von der Öffentlichkeit zurückgezogen, lugte erschrocken hinter einer Gardine hervor und öffnete nicht. Er gibt erst seit kurzem wieder Konzerte - obwohl seine Lieder in Polen bis heute gesungen werden, fast wie Volkslieder und in dem Medien seine alten Aufnahmen regelmäßig präsent sind.

Interesse an polnischen Theatergruppen bekundete u.a. auch das Theater "fact", nur sind bei den derzeitigen gravierenden Kürzungen in näherer Zukunft keine Mittel in Aussicht. Die Landesmittel für Lesungen aus dem Fördertopf "Bei uns zu Gast" sind seit 1999 so gravierend zusammengestrichen worden, daß nur noch sehr wenig Veranstaltungen ausländischer Autoren möglich sind.

Interesse an polnischen Kollegen haben auch Mitglieder des Leipziger Künstlervereines "Mobiles Büro für Erdangelegenheiten" geäußert. Es sind also durchaus noch nicht alle Kontakte aufgebaut.

In der polnischen Partnerstadt von Leipzig Krakau existiert an der Jagelonnen-Universität ein Studiengang für kreatives Schreiben (auch Film, Theater etc.), das dem Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig nicht unähnlich ist. Einen Kontakt, den die dortige Direktorin des Institutes, Frau. Dr. Matuszek, herstellen wollte, ist trotz Vermittlungsversuche während eines ihrer Leipzig-Besuche bisher nicht zustande gekommen. Offenbar besteht von Leipziger Seite aus kein Interesse, obwohl, vor allem, was Aktivitäten der Krakauer Studenten betrifft, wie die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift, das Leipziger Institut eher träge erscheint. Auch die Einbindung wirklich renommierter Schriftsteller wie die Nobelpreisträger Czeslaw Milosz und Wislawa Szymborska oder auch Stanislaw Lem in die Lehrveranstaltungen, ist dem Krakauer Institut gelungen.

Unter dem Dachverband GFPSb (18) arbeitet an der Universität Leipzig auch eine Studentengruppe des Vereines. Im Polnischen Institut ist ein lockerer Treffpunkt zweimal monatlich der Studentenvereinigung.

Die Neue Leipziger Chopin-Gesellschaft (19) organisiert in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut regelmäßig Konzerte mit polnischen und deutschen Musikern.

 

Fußnoten (innerhalb des Textes jeweils in Klammern gesetzt)

 

1- Poetenweg 51, Generalkonsul Jan Granat, Tel. 5851149, 5852763, 5640020, 5640620, Handelsabteilung, Konsulin Frau Ostrowska, Gerberstr. 14, 9800281, 9802043

2 - Polnisches Institut, Markt 10, Tel: 0341/702610, Fax: 2115727, e-mail: info@polinst-l.de , Internet: www.polinst-l.de

3 - Karl-Liebknecht-Str. 7, 10178 Berlin, E-Mail: kulturinstitut@polen-info.com

4 - Citadellstr. 7, 40213 Düsseldorf

5 - Präsidentin Frau Elzbieta Zimmermann, Schillerstr. 4g, 01326 Dresden, 0351/2683158

6 - Ausländerbeauftragte im Regierungspräsidium, Tel. 9770

7 - Weitere deutsch-polnische Jugendprojekte sind unter Punkt 6 unter der Überschrift "Jugend und Jugendaustausch" zusammengefaßt

8 - DPG, Bundesverband e.V., Vorsitzender Markus Meckel, Rauchstr. 17-18, 10787 Berlin, 030/26551630 (fax 31)

9 - Salomon-Heine-Weg 42b, 20251 Hamburg, 040/5117481

10 - An der Lautsche, 04207 Leipzig, 0341/4128561

11 - Augustusplatz 9, PF 0095, 04109 Leipzig, 0341/9735569, Dr. Ewa Tomicka.Krumrey 0341/9735564

12 - Gründungsdirektor Prof. Eberhard, Luppenstr. 1b, 04177 Leipzig, 9735560 (fax 69)

13 - "Forschungen zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas", "Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas. Berichte/Beiträge"

14 - organisiert von der Deutschen Gesellschaft Sachsen e.V., siehe auch weitere Ausführungen dazu

15 - mit Vorwort von Erich Loest. Herausgeber: Dieter Kalka.110 Seiten, zweisprachig. Titelfoto: Edith Tar. Mit Texten von Andreas Reimann, Benedikt Dyrlich, Róza Domascyna, Norbert Weiß, Undine Materni, Lutz Kornel, Tom Pohlmann, Radjo Monk, Dominik Opolski, Marek Wojdylo, Andrzej Szuba, Anna Janko, Ewa Mazur, Krzysztof Koehler, Waclaw Oszajca, Bohdan Zadura, Krzysztof Paczuski.

16 - in Ostragehege bzw. dem Lyrikband Monks "Amenti vierspurig", Verlag DIE SCHEUNE Dresden, 1998, sowie in Auszügen in "Lubliner Lift"

17 - Deutsche Gesellschaft Sachsen e.V., Geschäftsführer: Dr. Rüdiger Frey, Gerichtsweg 28, Haus des Buches, 04103 Leipzig, Tel: 9954440, Fax: 9954441

18 - Gemeinschaft zur Förderung polnischer Studienaufenthalte in Deutschland, PF 410353, 12113 Berlin, Ansprechpartner in Leipzig: Holger Haugh, Gutsmutsstr. 3, Tel: 4791176

19 - Vorsitzender Prof. Nawroth, 9121087

 

 

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