POLNISCHE BÜRGER UND EINRICHTUNGEN IN DEUTSCHLAND

Überblick: VEREINE UND INSTITUTE / LITERARISCHE PROJEKTE / KULTUR- UND KUNSTSTIFTUNGEN / JUGENDAUSTAUSCH / WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND -BERATUNG / DAS KRASZEWSKI-MUSEUM IN DRESDEN

Fußnoten stehen am Ende des Textes

 

 

VEREINE UND INSTITUTE

Polnische Einrichtungen und Vereine in Deutschland sind sehr vielfältig. Neben den bereits erwähnten Deutsch-Polnischen Gesellschaften in jedem Bundesland, dem Studentenverbänden des GFPS, gibt es weitere Konsulate (jeweils mit Handelsabteilungen) in Köln, Berlin, Hamburg und München. Die Botschaft der Republik Polen befindet sich in Bonn.

Freundschaftsgesellschaften, Kultur-, Jugend-, Minderheiten-, Wissenschafts-, Juristen, Ärzte-, Sprach- und Wirtschaftsvereine, Institute, Medien und Medienvertreter (1), Vertretungen der Euroregionen.

Seit inzwischen 51 Jahren ist die Helmut-von-Gerlach-Gesellschaft tätig mit dem Ziel, ein "friedliches Verhältnis zu Polen aufzubauen (2)". Die Gesellschaft verstand sich seit ihrer Gründung 1948 als gesamtdeutsche und hat ihren Sitz in Berlin. "Die Gesellschaft mit dem Namen eines Pazifisten und Polenfreundes, wollte es sich zur Aufgabe machen, wie es im ersten Sitzungsprotokoll nach der Gründung hieß, ‘die allgemeine Unkenntnis über das neue Polen’ beseitigen zu helfen.(3)"

Das Deutsche Polen-Institut (4) vermittelt zwischen deutscher und polnischer Kultur. Neben einer Bibliothek von 35.000 Bänden, einer Dokumentationssammlung und einem Archiv wird vor allem der polnischen Literatur in deutscher Sprache Aufmerksamkeit geschenkt. Publikationen wie "Polnische Literatur in deutscher Übersetzung" und "Initiativen kultureller Zusammenarbeit" erscheinen neben vom Institut vorbereiteten Übersetzungen, die in der Reihe Polnische Bibliothek im Suhrkamp-Verlag erscheinen.

Der am Auswärtigen Amt angegliederte Verein Inter Nationes e.V. (5) fördert die deutsche Kultur im Ausland (Bibliotheken, Sprache, Literatur etc.). Von ihm werden die zweimonatliche "Kultur-Chronik" und die vierteljährlich erscheinende "Bildung und Wissenschaft" in mehreren Sprachen herausgegeben.

An Kulturvereinen im weitesten Sinne gibt es über ganz Deutschland verteilt eine Unzahl von Aktivitäten (6). Als überregional wirkender Verein, mit Standorten in anderen Bundesländern, verweise ich auf die Künstlergilde e.V. (7), die sich den Themen deutscher Kulturlandschaften in Osteuropa widmet und jährlich mehrere hochdotierte Kultur- und Kunstpreise verleiht (8).

Die Kulturstiftung der Vertriebenen (9) finanziert neben Projekten wie die deutsche Sprache in Polen oder Wahlrecht für Deutsche in Osteuropa auch Publikationen zu Themen wie Deutsche Literatur in Polen nach dem zweiten Weltkrieg und Die Staaten Ostmitteleuropas auf ihrem Weg nach Europa.

In Köln gibt es eine Polnische Buchhandlung namens "Wawel" (10). Ebenfalls Literatur aus Polen erhält man über Kubon & Sager in München (11).

Der fibre-Verlag (12) gibt weiterhin einen Service "Bücher aus Polen" heraus sowie einen wissenschaftlichen Informationsdienst über die deutsch-polnischen Beziehungen.

LITERARISCHE PROJEKTE - "DER POLENPLAN" VON ERICH LOEST UND DER DEUTSCH-POLNISCHE POETENDAMPFER

Zu den gemeinsamen deutsch-polnischen Aktivitäten sollte der sogenannten "Polenplan" von Erich Loest hervorgehoben werden. Der Grundgedanke war, daß das Wort und zuallererst das literarische Wort, eine besondere Wirkung und Aufgabe in den Beziehungen der beiden Länder einnehmen sollte, das Polen "Deutschlands wichtigster, weil schwierigster Nachbar ist" (13).

Innerhalb von drei Jahren hat es daraufhin einige hundert literarische Veranstaltungen in Deutschland gegeben. Auch der deutsch-polnische Poetendampfer wurde daraufhin 1995 aus der Taufe gehoben und ist bisher viermal gefahren, jeweils von Sczecin nach Süden oder in umgekehrte Richtungen. Auf jedem Dampfer, der jedes Jahr von Mitte bis Ende September unterwegs war, fuhren jeweils ca 100 deutsche und polnische Autoren mit, unter anderem Christa Wolf, Manfred Krug, Erich Loest, Henryk Bereska, Tina Stroheker (14), Heinz Kahlau, aus Sachsen Roland Erb (15), Jakub Malukow Danecki, Benedikt Dyrlich (16), Roza Domascyna, Agnieszka Haupe und ich. Auch der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat sich an einem Diskussionsforum am Poetendampfer beteiligt. Aus Polen waren dabei Andrzej Szczypioski, Josef Heñ, Marta Fox, Ludmi³a Marjañska, Urszula Kosiol u.a.

Der Poetendampfer wurde in Zusammenarbeit mit der Neuen Gesellschaft für Literatur (17), der Deutschen Gesellschaft, dem ORB, den deutschen und polnischen Schriftstellerverbänden und anderen Vereinen organisiert und umfaßt jährlich ein Finanzvolumen von ca 150.000 DM. Geistiger Mentor und unermüdlicher Kämpfer für die Sache und die Finanzen sind Hans Häußler und seine Frau Sigrid Pohl-Häußler, die es im letzten Jahr geschafft hatten, daß der deutsche Außenminister Klaus Kinkel sich als Schirmherr für das Projekt zur Verfügung stellte.

Das deutsch-polnische Literaturbüro in Frankfurt/Oder (18) betreibt verschiedene Publikationen, Veranstaltungen und gibt zusammen mit einem polnischen Verein eine zweisprachige Literaturzeitschrift heraus, die aufgrund finanzieller Probleme unregelmäßig erscheint (19).

An dieser Stelle sollte ausgeführt werden, daß die politischen Grabenkämpfe innerhalb der deutschen Vereine betreffs einstiger IM-Aktivitäten von Personen, die heutige wieder in Vorständen bzw. als Vorsitzende agieren, auch Schatten auf die deutsch-polnische Zusammenarbeit werfen. In Polen gibt es zwei Schriftstellerverbände - einen nach der Wende neugegründeten und den aus dem alten kommunistischen Verband hervorgegangenen, die in keiner Weise zusammenarbeiten möchten. Daneben gibt es Vereine, die unabhängig arbeiten wollen - meist mit jüngeren Mitgliedern, die es trotz innovativer Ideen schwer haben, finanzielle Unterstützung der Städte und Wojewodschaften zu erhalten, da das, was man "alte Seilschaften" nennt, in Polen noch gut funktioniert. Das liegt daran, daß in Polen die internen Strukturen nicht so radikal verändert worden wie in Deutschland, auch den Versuch einer Aufarbeitung wie er nach der Wende in Deutschland in Angriff genommen wurde, fehlt. Daher sind die Machtverhältnisse vielerorts wie sie waren.

Da sich der Chefredakteur des ORB Singelstein vehement dagegen ausgesprochen hatte, mit vorbelasteten Repräsentanten des deutsch-polnischen Literaturbüros zusammenzuarbeiten, verfaßten einige mit diesen befreundete polnische Teilnehmer des Poetendampfers danach irrationale und zum Teil nicht der Wahrheit entsprechende Berichte in Zeitungen, die zu Irritationen führten. Trotz dieser Probleme ist es jedoch nicht soweit gekommen, daß Mißtrauen überwog und daß diese Treffen nicht mehr stattfinden konnten. Ganz im Gegenteil ist der feste Wille zu spüren, bei den Teilnehmern, Organisatoren, auch bei Politikern und den entsprechenden Sponsoren und Stiftungen, daß diese Projekte ein äußerst wichtiger Beitrag zum Verständnis beider Länder sind.

Auch wenn der Bericht über diese Projekte etwas ausführlich scheint, so meine ich doch, daß an diesem Beispiel wichtige Prozesse ablesbar sind, die verallgemeinerbar sind und daß die Erfahrungen, die hier gemacht wurden und werden, für die weitere Zusammenarbeit, auch die Jugendarbeit und die Strategie einer deutsch-polnischen Annäherung, von Nutzen sind.

Aktivisten und Teilnehmer dieser Projekte sind nicht selten Personen, die familiäre oder historische Bindungen zu Polen haben. Viele sind in heutigen polnischen Städten geboren und durch den Krieg ausgesiedelt worden. Einige haben ihre ererbte Zweisprachigkeit zu ihrem Beruf gemacht wie der Übersetzer Henryk Bereska (Portrait über ihn auf der Lyrikseite). Andere haben es vergessen und sind erst wieder darauf aufmerksam geworden. Dazu kam, daß diese Themen tabuisiert waren und daß Reisen nach Polen zu diesem Zweck nicht ohne Risiko waren. Die Beschreibung von Olav Münzberg (20), wie er sein ehemaliges Elternhau wiedersah und welche Mißverständnisse es gegeben hatte, als er es sich noch einmal ansehen wollte, spricht für sich.

Durch Diskussionen, auch den Besuch von polnischen Städten, die geprägt sind von deutscher Architektur, ist die ehemalige multukulturelle deutsch-polnische Vergangenheit wieder etwas lebendig und vorstellbar geworden. Das ist ein Prozeß, der in einem sich gestaltenden gemeinsamen Europa äußerst wichtig ist, denn was einmal natürlich gewachsen war, dann durch den Zweiten Weltkrieg und seine Nachwirkungen vollkommen zerstört wurde, muß nun innerhalb kurzer Zeit und innerhalb eines politisch gewollten Konstruktes wieder funktionieren.

Da man von Schriftstellern erwartet, daß sie Visionäre sind, wird ein Effekt dieser Treffen sicher auch künstlerische Entwürfe beinhalten, wie das Zusammenleben ohne Grenzen aussehen könnte.

Dabei habe ich immer wieder den Eindruck gewonnen, daß die Polen offener sind als wir und daß ihr Wille, auf uns zuzugehen, nicht selten größer ist als umgekehrt. Das beginnt mit den Sprachkenntnissen. Eine rührige Ausnahme sind einige deutsche Schulen im grenznahen Bereich zu sein, die Polnischunterricht anbieten und Mitglieder der Intendanz des ORB wie Dr. Mews, die von den Volontären und neu eingestellten Redakteuren verlangen, daß sie Polnisch lernen (21) und sich mit gutem Beispiel voran selbst bemühen.

Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, daß polnischen Künstler die Möglichkeit zu Stipendienaufenthalten (22) in Deutschland geboten wird. Vor allem die Länder Sachsen und Brandenburg hatten Literatur aus Osteuropa mit Übersetzungskostenzuschüssen gefördert. Leider sind diese Förderungen den Sparmaßnahmen in Sachsen im Jahr 1999 vollständig zum Opfer gefallen.

Besonders aktiv bei der Herausgabe von deutsch-polnischen Publikationen ist der Berliner Verein WIR e.V. Die von ihm editierten Hefte (meist über 300 Seiten) sind verschiedenen Themen gewidmet: Zweisprachigkeit, nichtoffizielle Literatur in der DDR und in Polen, ein Sonderheft mit Gedichten der jüdischen Autorin Gertrud Kolmar und ein Heft zur Jahrtausendwende. Die Hefte erscheinen zweisprachig und werden in Deutschland und in Polen vertrieben.

Daneben gibt es noch die polnische Literaturzeitschrift "Bundesstraße 1" (23), die vom derzeit in der Nähe von Konstanz in einer schweizerischen Enklave auf deutschem Gebiet lebenden Schriftsteller Krzysztof Maria Zaluski herausgegeben wird. Redaktionsmitglied ist ebenfalls der Leipziger Dichter Jakub Malukow Danecki. Das Blatt erscheint unregelmäßig mit Unterstützung meist von polnischen Behörden sowie Privatsponsoren. Anliegen ist es, neue literarische Erscheinungen vorzustellen und zwischen westlichen sowie östlichen Sichtweisen (24) eine Brücke zu bilden.

KULTUR- UND KUNSTSTIFTUNGEN

An Kulturstiftungen arbeiten die Guardini Stiftung e.V. (25) vor allem für die Präsentation von Gegenwartskunst, den interkonfessionellen Austausch von Künstlern und Intellektuellen im Rahmen des Dreiecks Kunst, Wissenschaft und Glaube. Im Dreieck Verlag Berlin sind verschiedene Publikationen der Stiftung erschienen, unter anderem "Auf den Spuren der Freiheit. Einheit Europas, was ist das?".

Die Stiftung Gerhard-Hauptmann-Haus (26) fördert grenzüberschreitende Aktivitäten, organisiert unter anderem Lesereisen deutscher Autoren nach Polen und einen Ausstellungsaustausch.

Die Stiftung Pommern (27) und die Stiftung Brandenburg (28) sind auf dem Gebiet der Bildenden Kunst tätig.

Die Robert-Bosch Stiftung (29) fördert deutsch-französische und deutsch-polnische Aktivitäten in einem größeren Umfang, vor allem Übersetzerkollegs und -reisen, die Übersetzung polnischer Literatur sowie Jugendaustausch.

JUGENDAUSTAUSCH (30)

Jugendaustausch wird ebenfalls von der Deutsch-Polnischen Jugendakademie e.V. (31), vor allem im Rahmen der Städtepartnerschaft Münster-Lublin getätigt, aber auch von der Jugendbegegnungsstätte am Kutzow-See (32) und vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (33) sowie der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (34).

 

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND -BERATUNG

 

Wirtschaftsförderung und Beratung wird von verschiedenen Institutionen (35) angeboten, angefangen beim BfAI (36), desweiteren der Arbeitskreis Deutsch-Polnische Wirtschaftsförderung beim Unternehmerverband Berlin (37), das Wirtschaftsbüro OST-West beim Bundesverband der Selbstständigen (38), die Deutsch-Polnische Wirtschaftsförderungsgesellschaft AG (39), der Ost-West-Wirtschaftsclub e.V. München (40), der Ost- und Mitteleuropa Verein e.V. (41- auch Herausgeber der Wirtschaftszeitschrift Ost-West-Kontakt), das Ost-West-Dienstleistungszentrum (42), der Deutsche Industrie- und Handelstag, Kooperationsservice Osteuropa (43), das Polnische Informations- und Handelszentrum (44), der Ost-Ausschuß der Deutschen Wirtschaft, Arbeitskreis Polen (45). Beratung in Leipzig kann man bei der IHK sowie dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig erhalten.

 

DAS KRASZEWSKI-MUSEUM IN DRESDEN - SPUREN POLNISCH-DEUTSCHER GESCHICHTE

 

Das Kraszewski-Museum in Dresden (46) hat vom 1.4.-1.10. von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 10 - 18 Uhr geöffnet. Es war eines der Gebäude, in dem Kraszewski in Dresden 7 Jahre lang wohnte. Das von einem größeren Garten umgebene verwinkelte Haus (47), dem der Charme seiner Zeit noch anhaftet, befindet sich zwanzig Meter von der Straße entfernt und gleicht äußerlich eher einem zu groß geratenem Gartenhaus. Die Dresdner Neustadt war zur Zeit August des Starken während der drei Teilungen Polens Sammelpunkt vieler Emigranten, vor allem der polnischen Intellektuellen. Dazu gehörten auch Józef Ignacy Kraszewski und der polnische Nationaldichter Adam Mieckiewicz sowie polnische Generäle, die gegen die Fremdherrschaft kämpften bzw. an Aufständen teilnahmen wie General Tadeusz Kosciuszko (48), der sein Dresdner Exil nutzte, um 1794 den ersten bewaffneten Aufstand in Polen vorzubereiten.

Im Kraszewski-Museum kann man das Verwobensein deutscher und polnischer Geschichte gut nachvollziehen und nicht nur deswegen, weil August der II. und August der III. als gewählte Könige von Polen mit am Schicksal der polnischen Entwicklung woben:

"...Während August II. und dessen Thronfolgers Herrschaft währten zwischen Dresden und Warschau enge Beziehungen und unzählige Bande wurden zwischen beiden geknüpft. Nach Dresden begab sich einmal der Hof mit den Polen, der Hofkapelle und den polnischen Jägern, aus Sachsen kamen wiederum das Theater, die Komödianten und die reizvollen Komödiantinnen nach Warschau. In der Sächsischen Residenzhauptstadt hinterließen die Gäste dieses Hin und Her ihre Spuren." (49)

Kraszewski wurde schon 1830 wegen seiner Tätigkeit beim Novemberaufstand von den russischen Behörden verhaftet, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. 1862 wurde er, während sein Bruder nach Sibirien verbannt wurde, aus Polen ausgewiesen und auch später ist es ihm, trotz mehrfacher Versuche, nicht gelungen, Aufenthaltsgenehmigungen für die anderen besetzten polnischen Teile zu erhalten (50).

Daß die Dresdner Zeit nicht die unproduktivste war, zeigt unter anderem auch, daß Mieckiewicz gerade hier sein Theaterstück "Dziady" schrieb, das später zum polnischen Nationalstück überhaupt werden sollte (51). Auch der dem niederen polnischen Adel entstammende Kraszewski, der Maler, Komponist und Schriftsteller war, schrieb eine Unzahl von Romanen und Zeitungsartikeln - allein in den zwanzig Jahren, die er in Dresden wohnte, 94 historische Romane, darunter der 29-bändige Romanzyklus zur Geschichte Polens. Kraszewski avancierte in dieser Zeit - trotz (oder wegen?) seines Emigrationsaufenthaltes - zur höchsten politischen und moralischen Autorität für seine polnischen Zeitgenossen. Als man sein 50-jähriges Schriftstellerjubiläum 1879 in Krakau beging, kamen 12.000 Delegierte aus aller Welt - und nicht nur Polen.

Daß er kurz darauf, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, nachdem er vom österreichischen Kaiser das Kommandeurskreuz des Franz-Joseph-Ordens erhielt und man ihm zu Ehren eine Oper in Wien aufführte, von den preußischen Behörden 72-jährig wegen Hochverrats verhaftet und verurteilt und eingekerkert wurde, ist die tragischste Wendung in seiner Biografie.

"...Du fragst mich, wo ich die Zeit dafür hernehme? Doch ich schwöre dir Stein und Bein, daß ich mehr Zeit zum Zeichnen, Malen, Abschreiben neuer Noten u.a., beim Lesen und Nachdenken verschwende als beim Schreiben. Allerdings wenn ich dann einmal anfange, dann verbeiße ich mich förmlich mit der Feder im Papier... An einem 6 bis 10.000 Zeilen umfassenden Band schreibe ich gewöhnlich etwa zehn Tage...

Eine Arbeit fange ich nicht eher an, ehe ich den Stoff, den ich einmal im Kopf habe und der sich darin festgesetzt hat, nicht verdaut habe."

Seinen eigenen Angaben korrigierte und verbesserte Kraszewski seine Entwürfe nicht. Was er verwarf, schrieb er neu und legte es als Blatt ein.

Von Kraszewskis kritischen Bemerkungen über den sächsischen Hof möchte ich nur eine anführen: "Hier herrscht die oft verbreitete Meinung, daß Sachsen all seine Verluste, Kriege, seine Schwächung und Verarmung nur dadurch habe in Kauf nehmen müssen, da August II. seine Hand nach der polnischen Krone ausstrecken mußte. Bei uns hingegen hält man an der von der Geschichte belegten landläufigen Auffassung fest, daß Polen dabei nur eingebüßt und die Sachsen-Regierung zum Niedergang geführt habe. In beiden Feststellungen steckt ein Kern von Wahrheit."

Kraszewski wurde aufgrund seines Gesundheitszustandes und auf Intervention namhafter Persönlichkeiten auf Kaution Hafturlaub gewährt. Er fuhr nach Italien und da er nach einem halben Jahr nicht freiwillig ins Gefängnis zurückkehrte, ließ man ihn mit preußischem Fahndungsbefehl suchen. Kraszewski, der in die Schweiz reiste, um dort Wohnsitz zu nehmen, starb nur vier Tage nach seinem Eintreffen in Genf.

Das Kraszewski-Museum gliedert sich in mehrere Teile: der erste ist ihm selbst gewidmet, der zweite den polnischen Emigranten. Daneben geben Gemälde und Stiche einen Eindruck des Dresden jener Epoche wieder. Daneben gibt es Sonderausstellungen zu deutsch-polnischen, aber auch anderen Themen.

Im Kraszewski-Museum hat die Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen ihren Sitz. Von ihr und anderen Vereinen werden dort Lesungen, Konzerte und Diskussionsforen veranstaltet.

 

Fußnoten (im Text jeweils in Klammern gesetzt)

 

1-siehe Punkt 8: Polnische Medien und Medienvertreter in Deutschland

2-Aus: Polen und wir, 4/98, S. 13

3-Zitiert nach Harri Czepuck, "Engagement für eine Notwendigkeit", in Polen und WIR 4/98, S. 16

4-Mathildenhöhweg 2, 64287 Darmstadt

5-Kennedyallee 91-103, 53175 Bonn, E-Mail: planung@inter-nationes.de , www.inter-nationes.de

6-Ich verweise auf das "Handbuch Polen", Seite 44 ff.

7-Hafenmarkt 2, 73728 Esslingen

8-Andreas-Gryphius-Preis für Literatur, Lovis-Corinth-Preis für Bildende Kunst, Johann-Wenzel-Stamitz-Preis für Musik

9-Bonner Talweg 68, 53113 Bonn, E-Mail: kulturstiftung@t-online.de

10-Stephanstr. 11, 50676 Köln, Tel/Fax: 0221/246160

11-Heßstr. 39, 80328 München, 089/54218-0 (Fax -218), postmaster@kubon-sagner.de , www.kubon-sagner.de

12-in dem unter anderem das Handbuch Polen erschien , Martinistr. 37, 49080 Osnabrück, fibre.verlag@ino.de

13-Erich Loest

14-Autorin des "Polnischen Journals" Aufzeichnungen von unterwegs

15-Chefredakteur der Literaturzeitschrift "Ostragehege" bis Ende 1998, Lyriker und Herausgeber, Übersetzer polnischer, französischer und portugiesischer Dichtung

16-Chefredakteur der sorbischen Tageszeitung "Serbski Nowosti"

17-Sitz Berlin

18-Ansprechpartner Dr. Nauschütz

19-leider mit einer Unzahl von Druckfehlern editiert

20-In: Nach den Gewittern, Steidl

21-Im MDR, der sich ebenfalls auf die Länder Osteuropas spezialisiert hat, sind Sprachkenntnisse in Polnisch nicht erforderlich.

22-Zum Beispiel im Schloß Wiepersdorf oder im Schloß Solitude/Stuttgart

23-Die B1 führte durch die heutigen polnischen Nordgebieten bis Königsberg. Daher der Name, der in der polnischen Literaturszene erst auf Ablehnung stieß, inzwischen aber angenommen wurde.

24-Die von polnischen Exilanten sowie der Ostpolnischen Literatur

25-Tempelhofer Ufer 22, 10963 Berlin

26-Dr. Walter Engel, Bismarkstr. 90, 40210 Düsseldorf

27-Dänische Str. 44, 24103 Kiel

28-Silberburgstr. 122, 70176 Stuttgart

29-Heidehofstr. 31, 70184 Stuttgart

30-Siehe auch Kapitel 6

31-Twenteweg 41, 48161 Münster

32-17321 Plöwen, Tel: 03954/20430

33-Friedhofsgasse 2, 14473 Potsdam, E-Mail: dpjw-pnwm@t-online.de

34-Rolf Witte, Küppelstein 34, 42857 Remscheid, info@bkj.de, www.bkj.de

35-die folgenden Adressen sind aus dem Handbuch Polen

36-Bundesstelle für Außenhandelsinformation, Agrippastr. 87-93, 50676 Köln

37-Genslerstr. 13, 13055 Berlin

38-Heilsbachstr. 32, 53123 Bonn

39-Am Karlsbad 11, 10785 Berlin

40-Dr. Andreas Witko, Koloniestr. 6, 82194 Gröbenzell

41-Ferdinandstr. 36, 20095 Hamburg, E-Mail: omvostwest@aol.com

42-Kurfürstenstr. 9, 34117 Kassel

43-Adenauerallee 148, 53113 Bonn, www.diht.de

44-Augustastr. 40, 53173 Bonn

45-Gustav-Heinemann-Ufer 84, 50968 Köln

46-Nordstraße 28, 01099 Dresden, Tel: 0351/8044450

47-Das Museum ist nur im Sommerhalbjahr geöffnet, weil bisher keine ausreichende Heizungsanlage vorhanden ist. Derzeit Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses. Man kann nur hoffen, daß die angenehme Atmosphäre des Museums erhalten bleibt.

48-Nach ihm ist das Schiff der polnischen Schifffahrtsbehörde benannt, das im September 98 & 99 als 4. & 5. Deutsch-polnischen Poetendampfer von Wroc³aw nach Szczecin fuhr.

49-Kraszewski: "Schlaflose Nächte" ; wie alle anderen Angaben aus:

Kraszewski-Museum in Dresden, Zofia Wolska-Grodecka, Stadtmuseum Dresden und Literaturmuseum "Adam Mieckiewicz" Warschau, 1996

50-Der russische Zar Alexander II. höchstpersönlich verfügte, daß ihm ein Paß für Warschau auf Lebenszeit verweigert wurde.

51-Es durfte während der Herrschaft der Polnischen Kommunistischen Partei nicht gespielt werden. Der Grund waren Anspielungen an die russischen Besatzer während der Teilung Polens.