Das polnische Wissenschaftssystem

 

Überblick: System und Finanzierung / Grundlagen und Institutionen / Finanzen und Finanzmangel / Wissenschaftsaustausch und Zusammenarbeit mit dem Ausland / Innovationsforschung und industrielle Partner / Neue Konzepte beim Aufbau von Bildungseinrichtungen

 

 

System und Finanzierung

Grundlagen und Institutionen (2)

In Polen gibt es 112 Universitäten (3) und 300 Institute. Zusätzlich verfügt die Polnische Akademie der Wissenschaft (4) über 127 Forschungsinstitute. Die Mitarbeiterzahl betrug 62000. Inzwischen wurden eine Anzahl von privaten Bildungsinstituten gegründet (Wirtschaftsschulen, Institute zur Ausbildung von Führungskräften u.ä.). Die Vergabe der Finanzen für die Forschung wird von dem 1991 gegründeten staatlichen Komitee (5)(KBN, eine Mischung aus Selbstverwaltung und Ministerialbürokratie) übernommen. Deren Leiter wird vom Ministerpräsidenten ernannt und steht im Rang eines Ministers.

Die Struktur - Teilung der Forschungsinstitutionen in Hochschulen, Akademie und Institute - wurde nach sowjetischem Vorbild eingeführt und ist in den Grundzügen so erhalten geblieben.

Einige anwendungsorientierte Institute (die Bereiche Landwirtschaft, Umwelt, Medizin, Militär ausgenommen) sollen privatisiert werden.

Um die Forschung effizient zu gestalten, wurde nach dem Konkurrenzprinzip die Einstufung von Instituten, Forschungsteams und Projekten in A-, B- oder C-Kategorien unternommen. Damit wird die Mittelvergabe gesteuert.

Finanzen und Finanzmangel

Nach der Wende gestaltete sich die finanzielle Situation der Einrichtungen als sehr schwierig. Für Forschung und Entwicklung waren ’95 ca 0,8 Mrd. DM bereitgestellt (6). Vor allem die Löhne der Universtitätsmitarbeiter sanken beträchtlich, so daß die meisten ihren "Uni-Job" formell weiterführten, aber in der Wirtschaft Zweit- und Drittarbeitsverhältnisse bestritten (7). Daher ist ein Wechsel in die Privatwirtschaft und ins Ausland zu beobachten. Dennoch erzielten einige Bereiche (vor allem Chemie und Physik) im internationalen Vergleich beachtlich gute Ergebnisse. Weiterhin wurden die Bereiche Elektronik/Informationstechnik, Biotechnologie, Gesundheits- und Agrarforschung speziell unterstützt.

Wissenschaftsaustausch und Zusammenarbeit mit dem Ausland

Durch ein Regierungsabkommen mit den USA werden Aufenthalte polnischer Wissenschaftler und gemeinsame Projekte ermöglicht. Nach den USA ist durch das WTZ-Abkommen von ’89 der Wissenschaftsaustausch mit Deutschland (Schwerpunkte: Umwelt und Biotechnologie, Gesundheit, Landwirtschaft) an zweiter Stelle, ebenso sind Großbritannien, Frankreich und Skandinavien wichtige Partner. Auch die Kontakte zur ehemaligen UdSSR werden reaktiviert. Spezielle Fachrichtungen, zum Beispiel Soziologie gelten international als beispielhaft. Sie stellen eine Drehscheibe östlicher und westlicher Theorien dar, da es in Polen keine Abschottung nach Ost oder West gegeben hatte.

Innovationsforschung und industrielle Partner

Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industrie stagniert, weder orientieren sich die Hochschulen am Technologiebedarf der Wirtschaft, noch erwartet diese die Lösung von Problemen von den Hochschulen. Es werden in Polen kaum Hochtechnologien entwickelt. Ausnahmen sind Leicht- und Lebensmittelindustrie und Maschinenbau. Diese Situation kann zu einer Wachstums- und Wettbewerbsbremse werden, da sich der Aufschwung derzeit auf Rohstoffreichtum und vorhandene Technologien stützt. Ursachen sind zu suchen in der Hochschul- und Wirtschaftspolitik, zu langen Abschreibungszeiträumen, hohen Zinsen und zu geringen Ausgaben für Forschung überhaupt. Staatliche Förderprogramme für den Transfer von Technologien sollen eingerichtet werden, ebenso eine Agentur für Technologietransfer.

Neue Konzepte beim Aufbau von Bildungseinrichtungen

Nach deutschem Vorbild gibt es Überlegungen, in Polen neben den Universitäten ein Fachhochschulsystem aufzubauen und zwar, nicht wie in Deutschland, wo neben einer Universität auch meist eine Fachhochschule existiert, sondern an Orten, wo es bisher keine höhere Bildungseinrichtung gibt. Auch Konzepte mit Mischfinanzierungen und Zusammenarbeit mit Firmen sind vorgesehen, vor allem an industrienahen Standorten. Vor allem Privathochschulen bilden sehr praxisorientiert aus, das Konzept entspricht dem der deutschen Fachhochschulen, allerdings bemühen sich diese Einrichtungen um den Titel "Universität" - aus Prestigegründen.

 

 

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